Bretten entdecken!
Mehr als 1.250 Jahre Stadtgeschichte – Bretten kann auf eine stolze Vergangenheit zurückblicken. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung 767 hat sich die Große Kreisstadt vom kleinen Städtchen zum wichtigen Mittelzentrum entwickelt. Spuren der geschichtsträchtigen Vergangenheit finden sich noch heute an zahlreichen Bauwerken und Sehenswürdigkeiten. Diese können die Besucher bei einer Stadtführung oder einem Rundgang auf eigene Faust entdecken. Museen wie das Geburtshaus des Reformators Philipp Melanchthon, das Museum im Schweizer Hof oder das Gerberhaus bieten auch an Regentagen ein abwechslungsreiches Programm.
Besuchen Sie Bretten und genießen Sie den charmanten Flair der Altstadt.
Marktplatz
Als Ausgangspunkt eines stadtgeschichtlichen Spazierganges eignet sich am besten der Marktplatz, das pulsierende Herz der Stadt. Immer schon war er der Mittelpunkt des städtischen Lebens und lange Zeit hindurch auch die wichtigste Quelle für Reichtum und Wohlstand Brettens. Für die am Kreuzungspunkt bedeutender Fernstraßen gelegene Stadt spielte der Handel viele Jahrhunderte hindurch eine zentrale Rolle. Die heutige Form des Marktplatzes ist seit dem hohen Mittelalter fast unverändert geblieben. Nach wie vor weist er den für die damaligen Marktplätze oft geradezu typischen dreieckigen Grundriss auf. Die große West-Ost-Achse der Stadt (Melanchthonstraße/Weißhofer Straße) und die Ausfallstraße nach Süden treffen sich auf dem Marktplatz-Areal und bilden dort einen natürlichen Mittelpunkt des städtischen Gemeinwesens.
Der frühneuzeitliche Marktbrunnen erhebt sich in der Mitte des Marktplatzes. Er ist der älteste noch erhaltene Brunnen Brettens, seine Ursprünge gehen bis in die Zeit um 1400 zurück. Über dem achteckigen Brunnenbecken und den vier Wasserspeiern erhebt sich auf einer Säule mit der Jahreszahl 1555 eine Sandsteinfigur, die den Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz darstellen soll. Allerdings sind Parallelen zu anderen ritterlichen Brunnenfiguren der süddeutschen Renaissance nicht zu übersehen. Bei der Statue handelt es sich übrigens um eine Nachbildung der ursprünglichen Figur, die seit ihrer Restaurierung im Jahre 1990 im Foyer des Rathauses zu sehen ist.
Altes Rathaus
In die Dreiecksform des Marktplatzes ragt als einziges Gebäude das Alte Rathaus hinein. Es steht an der Stelle eines bereits um 1435 errichteten Vorgängerbaues, der für seine prächtige Ausstattung mit Glasmalereien und Glasätzungen zu seiner Zeit weithin berühmt war, aber beim großen Stadtbrand des Jahres 1689 zerstört wurde. Auf den Grundmauern dieses ersten Rathauses entstand 1787 ein Gebäude, das den Ursprung des heutigen Alten Rathauses (seinen östlichen und mittleren Teil) bildet. Verschiedene Um- und Erweiterungsbauten, die erst 1888 zum Abschluss kamen, verliehen ihm schließlich die heutige Form. Erst 1982 wurde das Alte Rathaus als Sitz der Verwaltung zugunsten eines neuen Gebäudes im Süden der Altstadt auf gegeben. An der Frontseite des Alten Rathauses weisen verschiedene Wappendarstellungen und dazugehörige Jahreszahlen auf den mehrfachen Wechsel der Landeszugehörigkeit Brettens hin. Rechts davon sind die Wappen der heutigen Partnerstädte zu sehen. Zwischen zwei Fenstern des Erdgeschosses befindet sich eine Marmortafel aus dem JahEine Bronzetafel zu Ehren von Wilhelm Gillardon II, der in der Nacht vom 5. Auf den 6. April 1945 die deutsche Wehrmacht zum kampflosen Abzug vor der heranrückenden französischen Armee bewegte und so seine Heimatstadt Bretten vor Blutvergießen und Zerstörung bewahrte, wurde am 8. Mai am Alten Rathaus enthüllt. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Melanchthonhaus
Ein beeindruckendes rotes Sandsteingebäude erhebt sich unmittelbar neben dem Alten Rathaus gleichfalls an der Südseite des Marktplatzes: das Melanchthonhaus. Mit seiner Errichtung wurde im Februar 1897 anlässlich des 400. Geburtstages des in Bretten geborenen Reformators und Humanisten Philipp Melanchthon begonnen. Nach mehr als sechsjähriger Bauzeit konnte es im Herbst des Jahres 1903 eröffnet werden. An der Stelle des heutigen Melanchthonhauses befand sich bis zum Stadtbrand von 1689 das Gebäude, in dem er 1497 geboren wurde und das damals seinem Großvater, dem Brettener Fernhandelskaufmann Johann Reuter, gehört hatte. Die dem Marktplatz zugewandte und reich verzierte Nordfassade des Hauses informiert mit ihrer Symbolik bereits über viele Aspekte von Melanchthons Lebensweg. Die Städtewappen am Balkon erinnern an seine verschiedenen Lebensstationen: Bretten, Pforzheim, Heidelberg, Tübingen und Wittenberg. An dem kleinen Eckbalkon links sieht man unter anderem das weiß-blau gerautete Wappen der Kurpfalz und das Wappen des Großherzogtums Baden mit rotem Balken auf goldenem Grund. Diese Wappen erinnern an die Territorialzugehörigkeit Brettens zur Zeit Melanchthons und zur Zeit der Erbauung des Hauses. Eine weitere Wappendarstellung im Mauerbogen neben dem Eingang zeigt das Wappen von Melanchthons Familie (der Schmiede- und Rüstmeisterfamilie Schwarzerdt) mit dem kurpfälzischen Löwen und Schmiedeattributen sowie Melanchthons später angenommenes persönliches Wappen mit Balken und Schlange. Die Wandgemälde der Gedächtnishalle im Erdgeschoss geben einzelne Episoden aus Melanchthons Leben wieder. Sie werden flankiert von überlebensgroßen Statuen der wichtigsten Reformatoren. Im Obergeschoss wird im „Städtezimmer“, im „Humanistenzimmer“, im „Theologenzimmer“ und im „Fürstenzimmer“ auf wesentliche Aspekte von Melanchthons Wirken und auf seine vielfältigen Verbindungen eingegangen, die ihn als eine Persönlichkeit von gesamteuropäischem Rang ausweisen. Ausgestellt sind dort neben Gemälden, Stichen und anderen sehenswerten Exponaten auch verschiedene Originalhandschriften Melanchthons sowie zeitgenössische Drucke seiner Werke. 2003, im Jahr des hundertjährigen Jubiläums, wurde die museale Konzeption des Melanchthonhauses grundlegend neu gestaltet, um die hier vorhandenen musealen und bibliothekarischen Schätze besser ins Licht zu setzen.
Stiftskirche
Nicht weit vom Marktplatz erhebt sich die Stiftskirche, das älteste und bedeutendste Gotteshaus Brettens. Ihr frühester Baubestandteil ist der Turm, bei dem davon auszugehen ist, dass er schon zu Beginn des Hochmittelalters Wehrturm oder gar Bergfried einer kleinen Stadtburg war, die als innerster Kern der Stadtverteidigung diente. Allerdings fehlen urkundliche Belege hierfür ebenso, wie für die spätere Übertragung des Bauwerkes an die Kirche. Das gotische Stilelemente aufweisende Kirchenschiff ist so an den Turm angebaut, dass dieser noch in das Schiff hineinragt. Kirchenpatrone der Stiftskirche waren zunächst St. Stephan und St. Laurentius. Lange war das Gotteshaus eine von Katholiken und reformierten Protestanten gemeinsam genutzte Simultankirche, wobei man den früheren Lettner zur Trennwand ausgebaut hatte. Die Zerstörungen von 1689 tangierten vor allem den Turm, ließen aber die Außenmauern weitgehend unbeschädigt. Sowohl an der südlichen und südöstlichen Außenseite als auch im Innern der Kirche befinden sich mehrere Grabplatten von geistlichen und adeligen Persönlichkeiten des früheren kurpfälzischen Oberamtes Bretten. Sie zeigen unter anderem auch alte Familien- und Territorialwappen und stammen zeitlich aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.Ebenfalls auf der Südseite schaut aus einer Postamentnische die ursprüngliche Figur des „Brettener Hundle“ heraus. Die Existenz dieser auf das Mittelalter zurückgehende Hundefigur (vielleicht eines früheren Wasserspeiers, der zunächst an anderer Stelle seine Funktion erfüllte) dürfte einigen Anteil an der Entstehung der bekannten Brettener Haussage gehabt haben.
Auf dem Kirchplatz schließlich fällt ein überlebensgroßes Sandsteindenkmal für Philipp Melanchthon auf. Es wurde 1860 zum 300. Todestag des Reformators von dem Straßburger Bildhauer Andreas Friedrich gefertigt. Standort der Statue war zunächst das Innere der Kirche. Erst im Rahmen einer 1936/37 erfolgenden Renovierung erfolgte die Umsetzung in den Außenbereich.
Amtshaus
Das große Geviert zwischen der Oberen und der Unteren Kirchgasse, der Lutherstraße und der an der Stiftskirche entlang führenden Steingasse nimmt das im klassizistischen Stil errichtete Amtshaus mit seinem großen ummauerten Vorhof ein. Sein mittelalterlicher Vorgängerbau war das Steinhaus des kurpfälzischen Vogtes, ein steinerner Wohnturm, der auf dem von 1645 datierten Merian-Stich von Bretten gut zu erkennen ist. Auch das Steinhaus fiel, mit Ausnahme seiner Gewölbekeller, den Zerstörungen von 1689 zum Opfer. Erst 1783/84 wurde mit dem Wiederaufbau dieses kurpfälzischen Amtssitzes begonnen, der seine Funktion auch nach dem Übergang Brettens an das Großherzogtum Baden im Jahre 1803 beibehielt. Bis zu ihrer Auflösung 1936 hatte die Verwaltung des badischen Bezirksamtes Bretten dort ihr Domizil. Sein heutiges Aussehen erhielt das Amtshaus 1888 nach einer Erweiterung um Räume für das Amtsgericht. Der Mittelteil der Südfassade deutet die wohnturmähnliche Form des alten Steinhauses wieder an, unterhalb der Balustrade ist ein großes Relief des großherzoglich-badischen Wappens zu sehen. Fast wie ein kleines Schloss wirkt das Amtshaus aus diesem Blickwinkel, was die einstige Konzentration landesherrschaftlicher Machtausübung in seinen Mauern noch einmal erahnen lässt. Heute ist das Gebäude nach wie vor Behördensitz (für Amtsgericht und Notariat). Das besonders geschichtsträchtige Kellergeschoss allerdings beherbergt mit dem „Gugg-e-mol-Kellertheater“ eine beliebte Kleinkunstbühne.
Kreuzkirche
Vom Amtshaus nur durch die schmale und steile Lutherstraße getrennt, erhebt sich die Kreuzkirche, das zweite protestantische Gotteshaus der Brettener Altstadt. Ihre Erbauung geht auf das Jahr 1687 zurück, als Lutheraner und Reformierte noch getrennte Konfessionen waren und die Brettener Lutheraner zunächst keine eigene Kirche hatten. Die Tragik der Zeit führte dazu, dass die auch Lutherkirche genannte Kreuzkirche schon zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung ein Opfer des großen Stadtbrandes wurde. Nach dem Ende des Pfälzer Erbfolgekrieges wurde sie wieder aufgebaut und verfügt über eine wunderschöne Innenausstattung im Stil des ländlichen Barocks.
Hundlesbrunnen
Ein Stück weiter rechts weitet sich die Melanchthonstraße zu einem kleinen Platz, der vom sogenannten Hundlesbrunnen beherrscht wird. Er wurde 1880 errichtet, ist mit dem kurpfälzischen und dem badischen Wappenschild geschmückt und wird von einer weiteren, sehr naturalistischen Darstellung des „Brettener Hundles“ bekrönt.
Schweizer Hof
Von hier aus sind es nur noch wenige Schritte bis zum Schweizer Hof. Das heutige Gebäude stammt nach den Ergebnissen der bauhistorischen Datierung aus dem Jahre 1707 und damit aus der Wiederaufbau-Ära nach dem Stadtbrand. Im Mittelalter befand sich an der Stelle der Brettener Zehnthof des in der Region reich begüterten Nonnenklosters Frauenalb. Aus dieser Zeit stammen auch noch die mächtigen und weitläufigen Kellergewölbe unter dem Schweizer Hof, die schon für sich allein eine Sehenswürdigkeit darstellen. Von 1997 bis 2001 wurde der Schweizer Hof von der Bürger initiative Brettener Heimat- und Denkmalpflege ehrenamtlich saniert. Seit 2002 ist in den vier oberen Stockwerken das stadt-und regionalgeschichtliche Museum der Stadt Bretten untergebracht, das mit einer Folge von Sonderausstellungen vielfältige historische Zusammenhänge aus Kraichgau und Stromberg präsentiert. Seit Oktober 2007 ist in den beiden oberen Stockwerken zudem das „Deutsche Schutzengel-Museum“ zu finden.
Pfeiferturm
Geht man den Engelsberg von hier aus ein Stück weiter in östliche Richtung, so stößt man schon bald auf das mächtigste Bauwerk der mittelalterlichen Brettener Stadtbefestigung: den Pfeiferturm. Errichtet wurde er bereits Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Merian-Stich von 1645 zeigt ihn noch mit einem steilen Satteldach und zwei Erkern. Diese und spätere Turmaufsätze verschwanden im Zuge mehrfacher kriegerischer Auseinandersetzungen um Bretten, das letzte Turmdach wurde dann 1830 abgetragen. Erst 2009 konnte der Turm dank des ehrenamtlichen Einsatzes der „Bauhütte Pfeiferturm“ wieder mit einem Dach versehen werden, das sich an historischen Vorbildern, vor allem dem Merianstich, orientiert. Zeitweilig diente der Pfeiferturm auch als Gefängnis für Stadt und Oberamt Bretten. Früher war der Turm nur über den Wehrgang der Stadtbefestigung zu erreichen, heute führt von einer am Engelsberg gelegenen Tür aus eine steile Holztreppe zur Aussichtsplattform. Der Turm kann auch im Rahmen einer Führung bestiegen werden. Von oben hat man einen umfassenden Rundblick über die Stadt und ihre Umgebung.
Simmelturm
Der Simmelturm war einst der südöstlichste Eckpfeiler des wehrhaften Brettens. Sein Name leitet sich vom mittelhoch-deutschen „sinwel“ (= rund, kreisförmig) her. Der Turm wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Zu seinen Besonderheiten gehören die steinernen Fratzen im oberen Bereich. Wie sein nördliches Gegenstück, der Pfeiferturm, symbolisiert er bis heute Stolz, Bedeutung und Tradition des spätmittelalterlichen „Brettheims“.
Gerberhaus
Das Gerberhaus wurde im Jahre 1585 errichtet und ist eines von nur wenigen Häusern, die den großen Stadtbrand weitgehend unbeschadet überstanden. Unmittelbar an der früheren Stadtmauer gelegen weist es in seinem Baukörper viele Bezüge zu der alten Befestigungsanlage auf.
1991 bis 1994 stand das Gerberhaus im Zentrum eines landesweit beachteten und ehrenamtlich getragenen Sanierungsprojektes: Brettener Bürger wendeten 14.000 Arbeitsstunden auf, um das älteste noch erhaltene Wohngebäude ihrer Stadt für die Zukunft zu retten. Heute beherbergt das Haus ein gern besuchtes Museum zur Stadt-, Handwerks- und Ledergeschichte, in dem insbesondere auch Geräte und Erzeugnisse der Rot- und Weißgerber, der Schuhmacher und der Sattler gezeigt werden.